Lizenz zum Krachmachen
Wie hört es sich an, wenn Spinne Klavier spielt oder ein Felsbrocken den Berg herunterrollt? Wie klingt ein Tornado und wie schnarcht der braune Bär? Benjamin Gottwalds Buch „Spinne spielt Klavier“, ausgezeichnet mit dem Hamburger Bilderbuchpreis, erzählt keine Geschichte im herkömmlichen Sinn. Stattdessen ist das gesamte Buch eine Aufforderung zum Geräuschemachen. Jedes von Gottwalds großflächigen, kräftigen Bildern trägt seinen eigenen Sound in sich, und oft macht man unwillkürlich gleich selbst das passende Geräusch. Und so steht es auch in der kurzen Einleitung, die den Bildern vorangeht und die wir wegen ihrer Schönheit einfach komplett zitieren: „Hör dir dieses Buch mal an! / Kannst du hören, was du siehst? / Es pufft und klappert / und quietscht und knackt / und knistert und kracht / und knallt und quakt / und wispert und schellt / und krächzt und bumst / und ballert und bimmelt / und raschelt und raucht /und donnert und knurrt /und pfeift und johlt /und japst und klickt / und röhrt und miaut. / Beispielsweise."
Das schöne, dicke, schwere, nicht zu große Buch ist mit seinem griffigen Papier und den satten Farben ein echter Hand- und Augenschmeichler. Für Kinder ist es ein Riesenspaß, denn sie haben hier endlich mal die Lizenz zum Krachmachen, die sie im Alltag so oft vermissen. Und für Eltern und Pädagog:innen hat Gottwald mit "Spinne spielt Klavier" einen neuen Klassiker für Kita und Vorschule geschaffen, der für unzählige kreative Spaß- und Lernstunden geeignet ist. Denn Spracherwerb, das weiß ja jeder, geht auch über die Ohren. Zu wissen, wie etwas klingt, und es mit Worten und Geräuschen ausdrücken zu können, ist eine wichtige Kompetenz, die jedes Kind erwerben sollte. Wie gut, dass es dafür jetzt dieses Buch gibt! Ton ab!
Besprochen von: Annette Huber