Die Berliner Autorin, Jahrgang 1968, hat eine Graphic Novel zu ihrer Familiengeschichte erarbeitet, die gleichzeitig eine Geschichte Deutschlands im bewegten 20. und 21. Jahrhundert ist, sowie auch als spezieller Berlinreiseführer benutzt werden kann. Als sie sich erstmals als junge Frau mit dem Wirken ihrer Großeltern während ders Nationalsozialismus' auseinandersetzt, stößt sie auf Verdrängung und Lügen. Was hat ihr Großvater Heinrich, angeblich als Buchhalter bei der Wehrmacht in Riga stationiert, von den Gräueltaten der Nazis gewusst? War er vielleicht selbst beteiligt? Bald stellt sich die Frage nach der Mitschuld ihrer Familie. Sie erfährt, dass diese in einem Haus lebte, das ehemals von jüdischen Mitbürgern bewohnt war. Hat die Familie von der Vertreibung profitiert oder war sie gar dafür verantwortlich? Bianca Schaalburg recherchiert die Ereignisse und stellt die Frage nach Schuld und Verantwortung einer ganz normalen deutschen Familie. Wir folgen ihrer detektivischen Spurensuche durch die Nazizeit, die Nachkriegsjahre, zu den Stasi-Akten des Kalten Krieges, ins Jahr 1968, als ihre Elterngeneration begann, Fragen zu stellen, bis ins Berlin der Wendezeit und schlussendlich in die heutige Zeit. Das Buch ist eine "Doku-Fiction" Schaalburgs Forschungsergebnisse aus Tagebüchern, Fotoalben, Archiven, Bibliotheken und anderen Informationsquellen kombiniert sie mit fiktiven Puzzleteilen. Nicht nur zeichnerisch eine Wahnsinnsarbeit. Toll auch der umfangreiche Anhang, der mich dazu brachte, das Buch gleich noch einmal zu lesen.